15. November 2021 Europabrief

GdW Europabrief 14/2021

EPRS-Studie – Umstellung des EU-Energiesystems

Auf Anfrage des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) des Europäischen Parlaments hat der Europäische Parlamentarische Forschungsdienst einen Bericht über die Folgen fehlender ehrgeiziger und einheitlicher Maßnahmen bei der Umstellung des Energiesystems erstellt.
Der Bericht gibt einen Überblick über die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte und analysiert künftige Möglichkeiten zur Förderung wirksamer Maßnahmen der Energiewirtschaft in der EU sowie die Investitionen, die erforderlich sind, um im Jahr 2050 ein Energiesystem mit Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dabei werden die Kosten ermittelt, die entstehen würden, wenn die EU ihre Anstrengungen zur Verwirklichung der Energiewende nicht verstärken würde. Es werden die potenziellen ökologischen, sozialen und makroökonomischen Folgen in einem Jahrzehnt (2030) und in drei Jahrzehnten (2050) abgeschätzt.
Die Kosten des Nichthandelns in diesem Bereich werden auf bis zu 5,6 % des BIP der EU im Jahr 2050 geschätzt. Um diese zu vermeiden, sind haushaltspolitische, regulatorische und koordinierende Maßnahmen der EU erforderlich. Die Vorteile wären vermiedene Umweltkosten und -schäden sowie nachhaltigere und wohlhabendere Gesellschaften als Ergebnis eines gerechten und fairen Übergangs.
Konkret zeigt die Analyse, dass die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius Schäden in Höhe von 203 Milliarden Euro pro Jahr vermeiden würde. In Bezug auf die Auswirkungen klimabezogener EU-Haushaltsmaßnahmen kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass Investitionen langfristige Vorteile in Höhe von 37 Mrd. EUR pro Jahr bringen könnten, während die Vorteile aus klimabezogenen EU-Investitionen und Kohäsionsfonds sowie die Vorteile aus den F&E&I-Ausgaben der EU 66 bzw. 55 Mrd. EUR pro Jahr erreichen könnten.
Das EU-Emissionshandelssystem hat das Potenzial, Vorteile in Höhe von 96 Mrd. EUR pro Jahr zu bringen, während die vollständige Integration des Energiemarktes der europäischen Wirtschaft potenzielle Gewinne in Höhe von mindestens 53 Mrd. EUR jährlich bewirken könnte. Darin enthalten ist ein Gewinn von 25 Milliarden Euro pro Jahr durch die weitere Integration des Strommarktes und 28 Milliarden Euro pro Jahr durch die weitere Integration des Gasmarktes.
Die weitere Entwicklung der erneuerbaren Energien und die Einhaltung der EU-Ziele in diesem Bereich würden 94 Mrd. EUR pro Jahr generieren. Dazu gehören 27 Mrd. EUR aus der geringeren Abhängigkeit der EU von der Einfuhr fossiler Brennstoffe.
Eine Steigerung der Energieeffizienz im Rahmen des EU-Ziels von 40 % bis 2030 würde wirtschaftliche Vorteile im Wert von 126 Mrd. EUR pro Jahr verschaffen. Dazu zählen 36 Milliarden Euro aus der geringeren Abhängigkeit der EU von Importen fossiler Brennstoffe.
Die EU-Taxonomie-Verordnung würde durch mehr Klarheit darüber, was verantwortungsvolle Energieinvestitionen bedeuten, und durch die Förderung einer umwelt- und sozialverträglichen Politik dazu beitragen, das BIP der EU um 39 Mrd. EUR pro Jahr zu steigern.
Schließlich könnte die EU durch die Gewährleistung eines fairen Wandels, bei dem sich niemand zurückgesetzt fühlt, einen zusätzlichen Nutzen von 261 Mrd. EUR pro Jahr erzielen.
Der Bericht empfiehlt mehrere EU-Maßnahmen, um eine erfolgreiche Umstellung zu gewährleisten, u.a.:

  • Ein ehrgeiziges EU-Finanzierungsniveau zusätzlich zu den Mitteln der Mitgliedstaaten zur Förderung von Innovationen im Bereich der sauberen Energietechnologien;
  • Die Sicherstellung einer gerechten und transparenten Verteilung der finanziellen Lasten der Energiewende;
  • Die Gewährleistung eines gut funktionierenden, unverzerrten und integrierten Energiebinnenmarktes;

Die Gewährleistung einer strategischeren, einheitlicheren und glaubwürdigeren Energiesicherheitspolitik in Verbindung mit einer globalen Führungsrolle der EU in der multilateralen Zusammenarbeit bei der Energiewende.

Özgür Dr. Özgür Öner 0032 2 5501611