29. Juni 2021 Europabrief

GdW Europabrief 08/2021

IMF Studie zu bezahlbarem Wohnraum in Europa

Laut einer aktuellen Studie des Internationalen Währungsfonds sind die Mieten in den letzten zehn Jahren in vielen europäischen Ländern deutlich gestiegen.
In fast drei Vierteln der analysierten Länder waren 2018 etwa die Hälfte oder mehr einkommensschwache Mieter überlastet. Besonders hoch war die Quote bei den 16- bis 29-Jährigen und in Großstädten. Im Zeitraum 2013-18 übertrafen die Mietpreissteigerungen in einigen Hauptstädten das Mietwachstum auf Landesebene um ein Vielfaches, vor allem in Lissabon, Dublin, Madrid, Reykjavik, Stockholm und Luxemburg.
Aus der Analyse geht hervor, dass die wachsende Wirtschaftskraft nicht zu einem Anstieg des verfügbaren Einkommens geführt hat, der die steigenden Mietkosten ausreichend kompensieren konnte. Darüber hinaus haben die Urbanisierung, der strukturelle Wandel und der zunehmende Tourismus den Druck für Mieter erhöht, insbesondere für Haushalte mit geringem Einkommen. Es wird erwartet, dass die Pandemie die Bezahlbarkeit von Mietwohnungen und die Ungleichheiten, die bereits vor dem Auftreten von COVID-19 in Europa vorhanden waren, weiter verschärfen wird. Leider wird Deutschland in der Analyse nicht berücksichtigt, da kein Zugang zu den vom deutschen Statistischen Bundesamt verwalteten Mikrodaten besteht.  Aber der europäische Trend spiegelt sich auch auf dem deutschen Wohnungsmarkt wider.
Laut dem Bericht sollten durch politische Maßnahmen die langfristigen Einkommensmöglichkeiten für einkommensschwache Haushalte und junge Menschen verbessert werden, damit sie vom Strukturwandel auch profitieren können. Das wirksamste politische Instrument sei dabei die Aufstockung und Ausweitung von Wohnzuschüssen. Außerdem sollten Regierungen Initiativen ergreifen, um das Angebot an bezahlbarem Wohnraum zu erhöhen und so den Nachfragedruck dauerhaft zu lindern. Konkret sollten Staaten mehr in den sozialen Mietwohnungsbau investieren, vor allem dort, wo der Bestand in den letzten Jahren zurückgegangen ist. 
Zudem könnten finanzielle Anreize angepasst werden, z.B. durch die Besteuerung leerstehender Immobilien und die Verlagerung von Subventionen, um private Investitionen in den Mietwohnungsbau zu fördern.
In der Europäischen Union bieten die Mittel aus dem Next Generation EU-Paket die Möglichkeit, Investitionen in den sozialen Wohnungsbau und die öffentliche Infrastruktur zu einem integralen Bestandteil der Pandemiebekämpfungsstrategie zu machen. Größere Investitionen in den Wohnungsbau würden ein integratives Wachstum unterstützen, indem sie Arbeitsplätze schaffen, mehr bezahlbaren Mietwohnraum bereitstellen und den Zugang zu Arbeitsplätzen an verschiedenen Standorten erleichtern. Dies setzt allerdings voraus, dass die EU-Mitgliedstaaten dieses Ziel als eine Priorität ihrer Investitionspläne im Next Generation definieren. Deutschland hat aus seinen Zuschussmitteln aus dem Next Generation von über 27 Mrd. Euro für die Jahre 2021 – 2024 lediglich 2.5 Mrd. für die BEG-Förderung eingestellt.

Özgür Dr. Özgür Öner 0032 2 5501611