15. Februar 2021 Europabrief

GdW Europabrief 02/2021

Neuer OECD-Bericht zum sozialen Wohnungsbau

‚Building for a better tomorrow: Policies to make housing more affordable“ (Eine bessere Zukunft gestalten – Politikansätze, um Wohnraum bezahlbarer zu machen“) ist die neueste Publikation der OECD zu wichtigen Themen für den sozialen Wohnungsbau. Der Bericht befasst sich mit der Bewertung der Bezahlbarkeit von Wohnraum. Diese ist definiert als „die Fähigkeit von Haushalten, angemessenen Wohnraum zu kaufen oder zu mieten, ohne ihre Fähigkeit zu beeinträchtigen, die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu bestreiten“ – und stellt einige Strategien vor, um die Bezahlbarkeit von Wohnraum zu verbessern.
Laut dem Bericht sind die Wohnkosten in den letzten Jahren stetig gestiegen. Qualitätsunterschiede in den Standards des Wohnungsbaus verschärfen das Problem der Bezahlbarkeit von Wohnraum, vor allem bei Haushalten mit geringem Einkommen. Insbesondere junge Menschen haben Schwierigkeiten, Zugang zu qualitativ hochwertigem, bezahlbarem Wohnraum zu finden.
Die Pandemie legte die seit langem bestehenden Lücken in der Wohnqualität offen. Schon vor der COVID-19-Krise waren viele Haushalte von der Unsicherheit der Wohnsituation betroffen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie verstärkten die Unsicherheit der Wohnungssituation für Haushalte. Steigende Wohnkosten können nun zu Zwangsräumungen führen, wobei die Raten zwischen den Ländern stark variieren. Darüber hinaus hat in einem Drittel der OECD-Länder die Obdachlosigkeit zugenommen.
Ein Abschnitt des Berichts befasst sich auch mit den verschiedenen Arten von Mietpreisregelungen, sowie mit den möglichen Vor- und Nachteilen.
Mietpreisbremsen werden oft als attraktives und schnell wirkendes Instrument angesehen, um Mieterhöhungen einzudämmen, da sie Mieter vor schnell steigenden Mieten schützen können und die Gentrifizierung verringern, insbesondere wenn Stadtteile an Beliebtheit gewinnen. Allerdings machen Mietpreisregelungen den Wohnraum nur für diejenigen erschwinglicher, die in mietkontrollierten Wohnungen leben – auf Kosten derjenigen, die dies nicht tun – je nachdem, ob sie auf den gesamten oder nur auf einen Teil des Mietbestands angewandt werden. Dies kann sowohl die Instandhaltung oder Modernisierung des bestehenden Mietwohnungsbestands verhindern als auch das Angebot an Mietwohnungen langfristig senken, indem Vermieter zum Ausstieg aus dem Mietmarkt ermutigt und andere vom Eintritt in den Markt abgehalten werden. Mietbremsen sind tendenziell regressiv und können zu Fehlallokationen von bezahlbarem Wohnraum führen, da sie nicht unbedingt den bedürftigsten Haushalten zugutekommen.
Bei angespannten Mietmärkten könnten Maßnahmen zur Mietstabilisierung eine Möglichkeit sein, sowohl Vermietern als auch Mietern mehr Sicherheit zu bieten. Im Gegensatz zu strikten Mietpreisbremsen, die eine unter dem Marktniveau liegende Obergrenze für die Miete vorschreiben, begrenzen Maßnahmen zur Mietstabilisierung die Höhe der Mieterhöhungen innerhalb eines Mietverhältnisses.
Aus der Studie zieht die OECD den Schluss, dass in bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau deutlich mehr investiert werden muss. Außerdem kann der Abbau von administrativen Hürden für den Bau von bezahlbarem Wohnraum helfen, das Angebot zu erweitern. Dazu ist eine bessere Ausrichtung der Wohnungsbauförderung und der öffentlichen Unterstützung für den Wohnungsbau erforderlich, insbesondere bei einkommensschwachen Haushalten und Jugendlichen.

Özgür Dr. Özgür Öner 0032 2 5501611