Mietspiegel und Gutachten zeigen: Mietendynamik geht zurück
Heute wurde in Berlin der neue Mietspiegel für die Hauptstadt vorgestellt. Darin zeigt sich, dass sich die jährliche Mietsteigerungsrate nahezu halbiert. Darüber hinaus hat eine kürzlich veröffentlichte Studie des Forschungsinstituts F*B ergeben, dass die Neuvertragsmieten im Vergleich der Quartale 1/19 zu 4/18 erstmals seit 2005 um -0,3 Prozent bundesweit gesunken sind. Damit hat das Institut festgestellt, dass das Wachstum der Neuvertragsmieten aktuell eine Pause einlegt.
Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:
„Die Zahlen aus Berlin ebenso wie Daten aus dem bundesweiten Gutachten von F+B zeigen: Die Mietenentwicklung verliert an Dynamik. Der weit überwiegende Teil der Vermieter wirtschaftet nachhaltig und verhält sich verantwortlich und sozial am Markt. Damit sind besonders die Mitglieder des GdW verantwortlich für diese Entwicklung. Während im höherpreisigen Segment ein zunehmendes Angebot die Mietsteigerung eingrenzt, fehlt es aber vor allem an Wohnungen im unteren Preissegment. Bundesweit werden im sozialen Wohnungsbau aktuell lediglich ein Drittel von dem gebaut, was tatsächlich an neuen Sozialmietwohnungen – nämlich 80.000 pro Jahr – nötig ist. Zusätzlich müssten jährlich mindestens 60.000 Wohnungen im unteren Mietpreissegment entstehen. Das hat eine neue Studie des Prognos-Instituts ergeben. Aufgrund der häufig extrem hohen Bodenpreise und der explodierenden Baukosten ist es fast nur noch über geförderte Neubaumieten möglich, das Angebot im unteren Preissegment zu erweitern.
Die Zahlen des Berliner Mietspiegels zeigen, dass es jenseits von Enteignung und absolutem Mietendeckel funktionierende Instrumente gibt, um auf die Mietenentwicklung Einfluss zu nehmen. Die Politik ist gefordert, Wohnen zur Chefsache zu machen und klare positive Rahmenbedingungen für mehr bezahlbare Wohnungen zu setzen. Dazu gehört es auch, sich mit den preistreibenden Faktoren rund um das Wohnen zu beschäftigen. Handwerker- und Architektenleistungen für Instandhaltung und Modernisierung gehören dazu ebenso wie die Kostenentwicklung nicht umlagefähiger Betriebskosten. Darüber hinaus liegen viele Lösungsvorschläge längst auf den Tischen von Bund, Ländern und Kommunen: Die Branche benötigt eine aktive und vorausschauende Liegenschafts- und Bodenpolitik der Städte und Kommunen. Es werden interkommunale Lösungen und Stadt-Umland-Kooperationen als neue Ansatzpunkte benötigt. Ebenso müssen die Kommunen die Flächenausweisung in A-,B- und C-Standorten verstärken und grundsätzlich die Grundstücke nach dem Gebot der Konzeptvergabe und nicht nach Höchstpreisen abgeben. Sie sollten künftig bei der Vergabe von Grundstücken ihre Bodenpreispolitik reflektieren und Instrumente wie Baugebote aktiv und gezielt einsetzen. Dringend geboten ist es auch, Planungs- und Genehmigungsprozesse in den Kommunen und Ländern zu beschleunigen. Die Anforderungen an die kommunalen Planungsämter nehmen zu, die Personalausstattung und der Digitalisierungsgrad lassen dagegen häufig noch zu wünschen übrig. Außerdem benötigen wir eine vereinfachte und beschleunigte Grundstücksvergabe sowie eine bundesweit einheitliche Typenbaugenehmigung, um auch den seriellen und modularen Wohnungsbau zu vereinfachen.“
Das Pressestatement des BBU zum Berliner Mietspiegel
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.