26. April 2022 Europabrief

GdW Europabrief 04/2022

Offizieller Start des Neuen Europäischen Bauhaus Labors (NEB-Lab)

Das Neue Europäische Bauhaus-Labor (NEB-Lab), das „Think and Do Tank“ der Neuen Europäischen Bauhaus Initiative (NEB-Initiative) wurde am 7. April 2022 offiziell gestartet.
Das Labor soll dazu beitragen, die NEB-Initiative in der Praxis umzusetzen und in konkreten und greifbaren Projekten Realität werden zu lassen. Weiter soll es den Austausch von Ideen und die Vernetzung von Menschen aus unterschiedlichen Bereichen unterstützen. Somit sollen schöne, nachhaltige und inklusive Veränderungen vor Ort ermöglicht werden.
Die ersten Projekte des NEB-Labs sind in zwei Kategorien aufgeteilt: Projekte, die von der Europäischen Kommission geleitet werden, und Projekte, die von der Neuen Europäischen Bauhaus Community (NEB-Community) ins Leben gerufen werden. Die Kommission geht mit fünf Projekten an den Start:
Das  „ Labelling-Strategy“-Projekt soll dazu verhelfen, erkennen und bestimmen zu können, welche Initiative unter das Neue Europäische Bauhaus (NEB) fällt. Bei dem Projekt sollen Experten, Akademiker und Fachleute aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Inklusion und Ästhetik einen Kompass und einen Bewertungsrahmen erstellen. Der Kompass dient zur Erfassung aller verschiedenen Arten von Neuen Europäischen Bauhaus-Projekten und zur Definition der wichtigsten Merkmale und Grundsätze, wie Nachhaltigkeit, Ästhetik und Inklusion, Transdisziplinarität und Beteiligung.
Der Kompass wird auch als Leitfaden für die Erstellung allgemeiner politischer und finanzieller Initiativen auf EU-Ebene und in den Mitgliedstaaten dienen. Der Bewertungsrahmen dagegen soll dazu beitragen, dass die Projekte mit den drei Bauhaus-Werten in Einklang gebracht werden. Das eigentliche Ziel des Bewertungsrahmens ist ein Self-assessment Tool.
Dieses soll zur Verwendung präziser Kriterien für Finanzierungsinstrumente oder für die Kennzeichnung von Projekten und Ergebnissen verwendet werden. Das Projekt wird sich zunächst mit den Bewertungsinstrumenten für Gebäude sowie andere Lebensräume befassen.
Von Kommissionsseite sind verschiedene Generaldirektionen an dem Projekt beteiligt. Aus der High-Level Round Table ist u.a. die deutsche Architektin P. Maier Schriever involviert und von den Bauhaus-Partnern sind Active Housing Alliance, Aalto Universität und Europa Nostra an Board. Aber auch Akteure aus dem Gebäudesektor sind eingeladen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen einzubringen. Sie sollen die Ergebnisse des Projektteams durch neue Ideen ergänzen, das Risiko von Voreingenommenheit vermindern und dazu beitragen, dass ein Instrument entwickelt wird, das den Bedürfnissen der Nutzer entspricht.

Nach Angaben der Europäischen Kommission ist für das Projekt folgender Zeitplan vorgesehen:

  • April 2022: Der Entwurf für den Kompass soll getestet und veröffentlicht werden. Experten für das Self-assessment Tool sollen mobilisiert werden.
  • Mai-Juni 2022: Überblick und Klassifizierung der bestehenden Anforderungen und Normen, Richtlinien und Verhaltensregeln in Bezug auf die drei Dimensionen der NEB für Gebäude und andere Lebensräume.
  • Juni 2022: Definition einer spezifischen Taxonomie, um die drei Dimensionen der NEB für Gebäude und andere Lebensräume als Teil der EU-Taxonomie zu erfassen.
  • Von Juli bis Oktober 2022: Erstellung eines Self-assessment Kompasses auf der Grundlage der definierten Taxonomie und der bestehenden Anforderungen.
  • Von Juli bis Oktober 2022: Testen und Mitgestalten des Tools mit interessierten Akteuren aus der NEB-Community.
  • Dezember 2022: Start einer Beta-Version des Tools und Vorbereitung der nächsten Schritte.

Das zweite Projekt „Regulatory analysis and experimentation“ der Kommission soll bestehende Gesetzgebungen auf EU-, nationaler und regionaler Ebene im Bereich der bebauten Umwelt und des Bauwesens analysieren.
Die Kommission hat diesbezüglich eine Umfrage zu den Herausforderungen und Chancen mit denen Praktiker konfrontiert sind, gestartet. Die Umfrage läuft noch bis zum 30. Juni 2022 und könnte für Wohnungsunternehmen eine gute Gelegenheit bieten, auf mögliche regulatorische Hindernisse hinzuweisen. Ziel des Projekts ist schlussendlich, gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträgern der Mitgliedstaaten rechtliche Hindernisse auf verschiedenen Ebenen der Gesetzgebung zu überwinden.
Weitere zwei Projekte setzen sich mit der „innovativen Finanzierung“ auseinander. Eines konzentriert sich auf Crowdfunding und öffentliche Finanzierung, das andere auf die Finanzierung von Projekten mit Privatmitteln. Diese Projekte haben als Ziel, innovative Finanzierungslösungen für Neue Europäische Bauhaus-Projekte zu finden. Ideen und Erfahrungsberichte hierzu sind erwünscht.
Das fünfte Projekt „Transformation of places of learning” ist ein Aufruf für neue oder bereits laufende Projekte im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung im Zusammenhang mit den Bauhaus-Werten. Diese Projekte sollen einen Wandel herbeiführen in Bezug auf physische Bildungsorte, Lernmethoden oder die Beziehung zur lokalen Bevölkerung. Bewerbungen können bis zum 31. Dezember 2022 eingereicht werden.
Von Seite der NEB-Lab-Community sind drei Projekte am Laufen:

  • Neb goes South“: Dieses Projekt verbindet sechs südeuropäische Länder, die die Bildung durch Architektur verbessern wollen.
  • Nordic carbon neutral Bauhaus“: Dieses Projekt ist ein Diskussionsforum und geht der Frage nach, wie mit Architektur, Design und Kunst eine kohlenstofffreie und integrative bebaute Umwelt erreicht werden kann.
  • New European Bauhaus of the mountains“: Dieses Projekt hat als Ziel, die bebaute Umwelt sowie die Lebensqualität der BürgerInnen in ländlichen Gebieten und Bergregionen zu verbessern.

Projekte der NEB-Community beginnen als Idee in einer kleinen Gruppe von offiziellen Mitgliedern der NEB-Community. Sofern eine Projektidee die nötige Unterstützung durch die Mitglieder der Community und die Europäische Kommission erhält und den Anforderungen und Werten der NEB-Initiative entspricht, kann das Projekt starten.
Ab sofort ist es nun auch für Unternehmen, Regionen, Kommunen und andere öffentliche Einrichtungen möglich, sich als „Freunde des Neuen Europäischen Bauhauses“ zu bewerben.
Somit werden die „NEB-Freunde“ Teil der bestehenden NEB-Community, die sich aus über 450 offiziellen Partnern, hochrangigen Mitgliedern des Runden Tisches, Kontaktstellen der nationalen Regierungen sowie Preisträgern und Finalisten der Neuen Europäischen Bauhaus-Preise zusammensetzt. Die „NEB-Freunde“ können jedoch nicht auf eigene Initiative Vorschläge für NEB-Lab-Projekte einreichen. Ihnen wird lediglich eine unterstützende Rolle zugewiesen.

Özgür Dr. Özgür Öner 0032 2 5501611