3. März 2021 Europabrief

GdW Europabrief 03/2021

Kommissionsstudie zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands

Der wissenschaftliche Dienst der Europäischen Kommission (JRC) hat eine interessante Studie zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands und zum post-Covid-19-Wiederaufbau veröffentlicht.
Die Studie enthält Datensätze und Informationen, die europäischen und nationalen Entscheidungsträgern als Orientierungshilfe bei der Zuweisung von Sanierungsressourcen für eine maximale Rendite dienen sollen. Gleichzeitig soll somit eine ausgewogene regionale Entwicklung im Rahmen der Renovierungswelle und der nationalen Aufbau- und Resilienzpläne gewährleistet werden.
Nicht nur werden die kritischsten europäischen Lagen in der Studie ermittelt, sondern auch für jede europäische Region das Energieeinsparpotenzial der Gebäudesanierung quantifiziert als auch der Investitionsbedarf und die Auswirkungen auf Beschäftigung.
Anhand einer kartographischen Beschreibung des regionalen Gebäudebestands wird das Energieeinsparpotenzial zusammen mit weiteren Vorschlägen zur Datenermittlung auf lokaler Ebene diskutiert.
Laut dem Bericht sind die wesentlichen Faktoren, die den Energieverbrauch von Gebäuden beeinflussen, klimatisch und durch die Qualität des Gebäudebestands bedingt.
Der Zugang zu Finanzmitteln für private Haushalte und private Investoren sowie Unterschiede in der Verteilung von Anreizen bei Mehrfamiliengebäuden gehören zu den Hindernissen, um die derzeit niedrigen Renovierungsraten in der EU zu steigern.
Im Bericht werden zwei Arten von kritischen Lagen in Europa ermittelt:

  • Regionen in einer kritisch wirtschaftlichen Lage (wie einige Gebiete Italiens, Griechenlands und Bulgariens);
  • Metropolregionen in kalten Klimazonen (wie Brüssel, Berlin und Wien), wo das Durchschnittsalter von Gebäuden und der Anteil an Mietwohnungen am höchsten sind.

Aus dem Bericht geht unter anderem hervor, dass:

  • Etwa 80 % der heutigen Gebäude in 2050 noch in Betrieb sein werden;
  • 75 % dieses Bestands energieineffizient ist;
  • Millionen Haushalte in der EU in Energiearmut leben wegen energieineffizienter Gebäude und Geräte, hoher Energieausgaben, niedrigem Haushaltseinkommen und spezifischem Haushaltsbedarf.
  • Eine Erhöhung der jährlichen Renovierungsrate von derzeit 1 % auf weit über 2 % in den nächsten 10 Jahren erforderlich ist. Wenn diese Rate beibehalten wird, könnten fast 80 % der bestehenden Wohnungen bis 2050 renoviert werden.
  • Tiefgreifende Renovierungen ein Gesamtenergieeinsparpotenzial von fast 60 % des derzeitigen Verbrauchs erzeugen würden, was wiederum eine Verringerung des derzeitigen Primärenergieverbrauchs in der EU um 10 % und einen Anstieg der Arbeitsplätze um etwa 20 % ermöglichen würde.

Es ist zu erwarten, dass die Studie bei der Umsetzung der Renovierungswelle eine Rolle spielen und dass sie Maßnahmen auf lokaler Ebene beeinflussen wird. Z.B. können Mitgliedstaaten den Bericht zur Umsetzung ihrer Langfristigen Renovierungsstrategien verwenden.

Özgür Dr. Özgür Öner 0032 2 5501611