29. Februar 2024 Pressestatements

Absturz der Baugenehmigungen macht anhaltende Wohnungsbaukrise überdeutlich – Bisher eingeleitete Maßnahmen zu wenig und zu langsam

Berlin – Die Zahl der genehmigten Wohnungen ist im Gesamtjahr 2023 auf 260.100 gesunken. Das waren 26,6 Prozent oder 94.100 Wohnungen weniger als 2022. Das ist der niedrigste Wert seit 2012. Die Zahl der Baugenehmigungen war 2023 in allen Monaten des Jahres 2023 niedriger als im jeweiligen Vorjahresmonat.

Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:

„Der massive Einbruch bei den Baugenehmigungen im Jahr 2023 spricht eine eindeutige Sprache: Wir befinden uns in einer tiefen Wohnungsbaukrise. Die bislang von der Regierung eingeleiteten Maßnahmen wirken offenkundig zu langsam und sind zu wenig. Das zarte Pflänzchen der zusätzlichen Milliarde an Förderung für klimafreundlichen Neubau ist zwar ein guter erster Schritt, wird aber erst mittelfristig wirken und reicht insgesamt nicht aus. Deshalb muss die Regierung beim Wohnungsbau endlich Gas geben!

Wir brauchen ein groß angelegtes Zinsförderprogramm für bezahlbaren Wohnungsbau – und zwar jetzt! Es ist absolut unverständlich, warum die politischen Akteure hier nicht endlich handeln. Denn eine Zinssubvention auf ein Prozent würde den Staat durch Steuermehreinnahmen infolge der dann wieder auflebenden Baukonjunktur nicht einmal etwas kosten. Kombiniert mit innovativem Wohnungsbau aus der GdW-Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen sind dann wieder Neubaumieten von rund 12 Euro pro Quadratmeter – statt aktuell 18 bis 20 Euro – möglich. Der Fördereffekt würde eins zu eins den Mietern zugute kommen. 

Die Politik darf sich nicht weiter in Realitätsverweigerung oder falschen Schuldzuweisungen üben. Das große soziale Problem des Wohnungsmangels löst sich nicht von selbst durch einen angeblichen Bauüberhang, der nur ‚abgearbeitet‘ werden muss. Es kann derzeit nichts abgearbeitet werden. Denn die Realität ist eine lähmende Kombination aus anhaltend hohen Baukosten und Zinsen bei gleichzeitig fehlender Förderung. So kann aktuell fast keiner mehr bauen, vor allem nicht bezahlbar für die Mittelschicht. Wenn die wichtigsten politischen Entscheider in unserem Land aber mit Blick auf den Zinsanstieg von psychologischen Problemen und bei Insolvenzen von Wohnungsbauunternehmen von normaler Marktbereinigung phantasieren, dann ist das nicht nur eine absurde Verschleierungstaktik – sondern es schadet der deutschen Wirtschaft und mit Blick auf den anhaltenden Wohnungsmangel ebenso dem sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Verantwortungsvolle und vertrauensschaffende Politik sieht anders aus. 

Seit Monaten und mittlerweile Jahren hat die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft darauf hingewiesen, dass die Kosten und Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau komplett aus dem Ruder gelaufen sind. Aber statt rechtzeitig wirksame Maßnahmen zu ergreifen, passierte von Seiten der Regierung wenig bis nichts. Es soll nun endlich ein neues Förderprogramm für bezahlbareren Wohnungsbau kommen. Noch ist aber nicht absehbar, wann es in Kraft tritt – und es wird insgesamt nicht ausreichend sein, um die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum insbesondere für die Mitte der Gesellschaft zu bedienen. Mit der zusätzlichen Milliarde lassen sich auch bei der richtigen Ausgestaltung des neuen Förderprogramms nur rund 35.000 neue Wohnungen errichten. Das ist ein guter Anfang, aber in Deutschland müssten jedes Jahr rund 60.000 bezahlbare Mietwohnungen und weitere 80.000 Sozialwohnungen entstehen. Davon bleiben wir weit entfernt. Dem begrüßenswerten Schritt des neuen Förderprogramms müssen deshalb dringend weitere große Schritte folgen.

Wir haben beim Wohnungsneubau ein massives Kostenproblem. Und viele Wohnungsunternehmen planen um: Jeden Euro Investition, den sie immer nur einmal ausgeben können, leiten immer mehr Unternehmen in die geforderte Wärmewende und Effizienzsteigerung. Damit bleibt für den Neubau nicht mehr viel übrig. Deshalb muss die Regierung hier endlich gegensteuern, denn weiteres Zögern können wir uns in der aktuellen Situation nicht leisten.“

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.

FAVORIT_URB_0025 Andreas Schichel Leiter Pressestelle & Pressesprecher +49 30 82403-150

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