GdW Europabrief 06/2022

Richtlinie zur Förderung des Geschlechtergleichgewichts in Unternehmen

Am 7. Juni 2022 erzielten das Parlament, der Rat und die Europäische Kommission eine Einigung über die Richtlinie Women On Boards, die die Chancengleichheit in den Führungsgremien von börsennotierten Unternehmen in der EU gewährleisten soll.
Der Vorschlag wurde von der Europäischen Kommission erstmals im Jahr 2012 vorgelegt. Nach zehn Jahren einigten sich die Minister für Beschäftigung und Soziales im März dieses Jahres auf einen Standpunkt zu der Richtlinie.
Trotz der Fortschritte bei der Gleichstellung von Frauen und Männern in den Unternehmensvorständen in der EU sei die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen nach wie vor ein weit verbreitetes Phänomen.
Im Oktober 2021 stellten die Frauen im Durchschnitt nur 30,6 % der Vorstandsmitglieder (10,3 % im Jahr 2011), wobei erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten bestehen (von 45,3 % in Frankreich und ca. 35% in Deutschland bis 8,5 % in Zypern); und nur 8,5 Prozent der Vorstandsvorsitzenden (3 Prozent im Jahr 2011).
Nun müssen mindesten 40% der nicht geschäftsführenden Vorstandspositionen oder 30% aller Vorstandspositionen von Frauen besetzt sein. Gibt es zwei Bewerber unterschiedlichen Geschlechts mit gleichen Qualifikationen, so ist der weiblichen Bewerberin der Vorzug zu geben.
Die Unternehmen müssen den zuständigen Behörden einmal im Jahr detaillierte Informationen über die erreichten Ziele vorlegen. Werden diese nicht erreicht, müssen Firmen darlegen, welche Maßnahmen sie unternehmen werden, um die Defizite auszugleichen.
Für Unternehmen, die die Zielvorgaben, die bis zum 30. Juni 2026 erreicht werden müssen, nicht einhalten, werden spezifische Sanktionen verhängt, die dem jeweiligen Unternehmen angemessen sind. Kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten sind von der Richtlinie ausgenommen.
Die Mitgliedstaaten werden die Richtlinie zwei Jahre nach ihrer Verabschiedung umsetzen müssen.