Umbau statt Abriss

Strukturschwache Regionen leiden unter Leerstand und Abwanderung. Die Wohnungswirtschaft hält dagegen: mit dem innovativen und klimafreundlichen Umbau von Bestandsimmobilien. In Aschersleben werden auf diese Weise einige DDR-Platten nicht nur schöner, sondern auch energieautark gemacht.

Lange ist es her, dass DDR-Platten als modern galten und bei Mietern begehrt waren. Doch in Aschersleben stehen drei Plattenbauten, die zu einem Vorzeigeprojekt für energetische Sanierung und Klimaschutz wurden. Die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft (AGW) ging nach dem Motto vor: Bestehenden Wohnraum nicht abreißen, nur weil er nicht mehr zeitgemäß ist, sondern durch Umbau aufwerten und an heutige Klimaschutzanforderungen anpassen. Ihre Herkunft sieht man den Gebäuden nun kaum noch an.

„Früher hatten wir mehr als 50 Prozent Leerstand in den Häusern“, berichtet AGW-Geschäftsführer Mike Eley. „Wir wollten zeigen, wie man intelligent auf Leerstand reagieren und die Bausubstanz erhalten kann.“ So wurden zum Beispiel die Grundrisse der Wohnungen stark verändert, sodass größere Wohnungen entstanden, die den beengten Zuschnitt der ursprünglichen DDR-Platten vergessen lassen.

Möglichst unabhängig von Energiezulieferung sein

Ein weiterer Faktor, der die grundlegend modernisierten Platten attraktiv macht, ist die Energieautarkie. Den Machern geht es um nichts weniger „als eine neue Gebäudegeneration zu schaffen, die sich hochgradig energieautark versorgt“, so Architekt Klaus Hennecke, Mitglied im „Autarkie Team“, das rund um energieautarkes Bauen berät und unterstützt.

Die Energie wird im Fall der Plattenbauten auf drei Arten gespeichert: „Die Gebäude haben eine wärmegedämmte und wärmespeichernde Hülle sowie Batteriespeicher als Hauptspeichermedium für die Solarenergie. Und dann gibt es noch die Autarkieboiler“, sagt Hennecke. Diese sind eine spezielle Eigenentwicklung und haben zwei Heizstäbe, wovon einer direkt mit der Photovoltaikanlage verbunden ist und die Sonnenenergie in Wärme umwandelt. Die Solarmodule, die die Energie liefern, bedecken nicht nur das Dach der Gebäude, sondern geben auch der Fassade ihr markantes Gesicht. „Die Paneele an der Wand dienen dazu, den Autarkiegrad in sonnenarmen Zeiten zu erhöhen“, so Hennecke.

Ein fixierter Mietpreis für fast alles

Das Projekt in Aschersleben punktet aber noch mit etwas anderem – der Inklusivmiete. Was versteckt sich hinter diesem Begriff? „Wir haben fast alle Komponenten, die konkret einer Wohnung zuordenbar sind, in eine Miete zusammengefasst“, erläutert Eley. „In der Inklusivmiete sind unter anderem Heizenergie, Warmwasserkosten, Haushaltsstrom und alles rund um Gebäude, Grundstück und Instandhaltung enthalten.“ Lediglich die Kosten für Fernsehen, Telefon und Müll muss der Mieter selbst tragen. Aschersleben zeigt, dass Abriss nicht immer die beste Lösung ist und dass die Wohnungswirtschaft selbst alte DDR-Platten in etwas Innovatives verwandeln kann.

zur Website der Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH