Wohnungswirtschaft trauert um ehemaligen GdW-Präsidenten Jürgen Steinert

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Jürgen Steinert, der über viele Jahre hinweg die Geschicke der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Deutschland maßgeblich mitgestaltet hat. Mit seinem Tod verlieren wir nicht nur eine herausragende Persönlichkeit unseres Verbandes, sondern auch einen engagierten Vordenker, klugen Strategen und menschlich zutiefst geschätzten Kollegen. Jürgen Steinert war ein Mann mit Haltung, geprägt von einem tiefen sozialen Verantwortungsgefühl. Als Präsident des GdW setzte er wichtige Impulse, gestaltete tiefgreifende Reformen und trug maßgeblich zur Einheit und Zukunftsfähigkeit der deutschen Wohnungswirtschaft bei.
Jürgen Steinert wurde 1937 in Dresden geboren und wurde in Berlin von Pflegeeltern großgezogen. Nach dem Schulabschluss absolvierte er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann im Kaufhaus des Westens (KaDeWe). 1958 trat er als Volontär in die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) ein, in der er sich bald als Fachmann für bildungspolitische Themen profilierte. Von 1962 bis 1964 studierte er Volkswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg. Danach wechselte er als Referent für Bildungs-, Berufs- und Betriebspolitik zum Bundesvorstand der DAG.
Sein politisches Engagement begann mit dem Eintritt in die SPD im Jahr 1957. In Hamburg war er ab 1976 stellvertretender Landesvorsitzender, später Senator für Wirtschaft und Präses der Finanzbehörde sowie Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Auch als Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft blieb er stets mit dem genossenschaftlichen Gedanken verbunden. Schon in den frühen 1960er Jahren trat er der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille bei, wo er nicht nur als Mitglied, sondern auch als engagierter Vertreter aktiv war. In dieser Zeit knüpfte er eine Freundschaft mit Caesar Meister, dem Gründungsmitglied und Vorsitzenden der Genossenschaft – eine Verbindung, die sein späteres Wirken im GdW entscheidend beeinflussen sollte.
1985 übernahm Jürgen Steinert auf Initiative von Caesar Meister den Vorsitz des damaligen Gesamtverbandes gemeinnütziger Wohnungsunternehmen – heute GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 stand auch die deutsche Wohnungswirtschaft vor einer historischen Zäsur. Der GdW öffnete sich in dieser Zeit für die ostdeutschen Wohnungsunternehmen, die in die Verbandsorganisation integriert wurden. Dieser Schritt, den Steinert entscheidend mitgestaltete, war nicht nur ein organisatorischer Meilenstein, sondern auch ein deutliches Signal für Zusammenhalt und gemeinsame Verantwortung beim Aufbau der gesamtdeutschen Wohnungswirtschaft.
In einer Zeit großer Umbrüche – insbesondere auch nach der Abschaffung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes 1990 – war es seiner Führungsstärke und seiner integrativen Kraft zu verdanken, dass es gelang, die Vielfalt der Mitgliedsunternehmen zusammenzuhalten und unter einem modernen, demokratisch organisierten Dachverband zu vereinen. Steinert gelang es, in einer Phase struktureller Umbrüche Stabilität, Vertrauen und Perspektive zu schaffen.
Steinert verstand es, den GdW zukunftsfest aufzustellen: Unter seiner Führung wurde die Struktur des Verbandes grundlegend reformiert. Die Mitbestimmung der Unternehmer wurde gestärkt, Regionalverbände blieben erhalten und die Bundesarbeitsgemeinschaften ermöglichten es den verschiedenen Unternehmensformen, ihre Interessen klar zu artikulieren. Insbesondere die Genossenschaften fanden so ihren Platz als aktiver Teil der wohnungspolitischen Landschaft.
Sein Wirken war stets von der Überzeugung getragen, dass bezahlbarer Wohnraum, soziale Verantwortung und unternehmerisches Handeln kein Widerspruch sein müssen, sondern sich sinnvoll ergänzen können. Dies hat Jürgen Steinert nicht nur bewiesen, sondern auch vielen nachfolgenden Generationen im Verband vorgelebt.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des GdW-Präsidenten im Jahr 2001 setzte Jürgen Steinert sein Engagement für die Wohnungswirtschaft fort – etwa als langjähriger Aufsichtsrat der DEGEWO oder als Ehrenvorsitzender der DESWOS, der Deutschen Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und Siedlungswesen.
Der GdW verliert mit Jürgen Steinert einen außergewöhnlichen Menschen, der in Erinnerung bleiben wird als Brückenbauer, als Gestalter – und als ein Mann, der stets das Gemeinwohl über Eigeninteressen stellte. Sein Engagement, seine Weitsicht und seine Menschlichkeit werden uns fehlen.
Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden.