Sofortprogramm für Gebäude-Klimaneutralität: Aktuelle Mangelsituation wird ausgeblendet – ambitionierte Maßnahmen brauchen Förderung
Berlin – Die Bundesregierung hat heute ein Sofortprogramm mit Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität im Gebäudesektor vorgelegt. Das Programm enthält einige gute Punkte, beispielsweise eine kommunale Fernwärmeplanung, eine Bundesförderung für effiziente Wärmenetze und die Optimierung bestehender Heizungssysteme. Gleiches gilt für das Qualifizierungsprogramm Wärmepumpe und die angedachte Initiative für öffentliche Gebäude.
„Bei den ambitionierten Vorhaben wird jedoch die aktuelle Mangelsituation bei den notwendigen Materialien und Fachkräften für Sanierungen komplett ausgeblendet. Damit ist das Sofortprogramm mit Blick auf die Realität der vorhandenen Kapazitäten ein Vorschlag aus der Retorte. Neben dem Aufbau von Kapazitäten muss vor allem sichergestellt werden, dass die ambitionierten Maßnahmen mit ausreichend Fördermitteln durchfinanziert werden“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
„Wir brauchen in Deutschland vor allem technologieoffenen, bezahlbaren Klimaschutz. Die jeweils sinnvollsten Maßnahmen sollten mit Blick auf die lokalen Gegebenheiten in den Quartieren vor Ort entschieden und ausgewählt werden können. Insbesondere bei zukunftsweisenden Konzepten wie dem Mieterstrom könnte die Koalition endlich die Handbremse lösen, so dass auch Mieter von denselben Vorteilen dezentral und erneuerbar erzeugten Stroms profitieren können wie Eigenheimbesitzer. Hier sollte die Koalition ihren eigenen Vertrag ernst nehmen und endlich mehr Fortschritt wagen.“
Fraglich ist im Sofortprogramm insbesondere, wie die geplante Wärmepumpenoffensive umgesetzt werden soll, obwohl die notwendigen Planungs- und Produktionskapazitäten derzeit nicht ausreichen. Der massive Einbau von Wärmepumpen ist jedoch die Voraussetzung für die Vorgabe, dass ab 2024 keine neuen Gasheizungen mehr zum Einsatz kommen sollen. „Wenn die Kapazitäten für die Wärmepumpenoffensive nicht ausreichen, dann wird sich das in weiter steigenden Preisen und Bauzeiten auswirken. In einem Strategiepapier inklusive Sofortprogramm lässt sich das leicht als lösbar darstellen, die Realität sieht jedoch anders aus“, sagt Gedaschko.
Das serielle Sanieren ist eine wichtige und richtige Maßnahme im Sofortprogramm, denn mit ihr lassen sich klimaschonende Sanierungen schneller und effizienter umsetzen. Die Technologie steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. In den kommenden drei bis vier Jahren wird sich ihr Beitrag zum notwendigen Sanierungsgeschehen zunächst nur langsam von Null auf ein höheres Niveau steigern lassen.
„Wie die Bezahlbarkeit der Maßnahmen und des Wohnens für die vielen finanziell bereits stark belasteten Haushalte angesichts der ambitionierten Pläne sichergestellt werden kann, steht derzeit noch in den Sternen. Deshalb muss jetzt schnell eine verlässliche, planungssichere und auskömmliche Förderpolitik geschaffen werden. Denn eines steht fest: Wenn das Wohnen angesichts der riesigen Herausforderungen für die Mitte der Gesellschaft bezahlbar bleiben soll, dann muss gefördert werden, was gefordert wird.“
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.