Klimaneutrales Wohnen geht nur mit klimaneutraler Energieversorgung – Wasserstoff ist ein entscheidender Baustein
Berlin – Bis 2045 sollen die Wohngebäude in Deutschland klimaneutral sein. Das hat die Bundesregierung mit dem Klimaschutzgesetz in einer extrem kurzfristigen Entscheidung in Reaktion auf den epochalen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zur Klimagesetzgebung nach 2030 festgelegt. Durch das Vorziehen des Zieljahres für die Klimaneutralität fehlen der Wohnungswirtschaft damit fünf Jahre gegenüber dem bereits sehr ambitionierten ursprünglichen Zieljahr 2050, um die vielen und aufwändigen Maßnahmen für die Reduzierung des Treibhausgasausstoßes umzusetzen. Klimaschutz wird beim Wohnen als dem zentralen Lebensbereich der Menschen aber nur dann erfolgreich sein, wenn weder Vermieter noch Mieter durch die notwendigen Maßnahmen finanziell überfordert werden.
„Angesichts der Jahrhundertaufgabe, Klimaschutz und bezahlbares Wohnen miteinander vereinbar zu machen, ist der Einsatz klimaneutraler Energieträger wichtiger denn je. Die Verwendung von Wasserstoff wird neben erneuerbarem Strom, klimaneutraler Fernwärme und der Zusammensetzung des Gasmixes aus CO2-neutralen Gasen eine entscheidende Rolle spielen“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, bei der heutigen Vorstellung der neuen Studie „Klimaneutral Wohnen“ der Initiative Zukunft Gas.
„Die monothematische Dauerdebatte ‚Noch-mehr-Effizienz‘ führt in eine für die Menschen am Ende unbezahlbare Sackgasse. Das Umsetzen von Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz von Wohngebäuden, die deutlich über die heute üblichen Standards hinausgehen, ist extrem teuer und bringt am Ende kaum noch weitere Energieeinsparung. So wird viel Geld im wahrsten Sinne des Wortes verheizt, das stattdessen in die Minderung des Treibhausgasausstoßes der Energieversorgung gesteckt werden müsste“, sagt Axel Gedaschko.
Die Wohnungsunternehmen erneuern ihre Gebäude seit über 30 Jahren kontinuierlich und haben bereits über 70 Prozent ihrer Bestände seit 1990 energetisch komplett oder teilmodernisiert. Seit 2010 haben die Wohnungsunternehmen insgesamt über 340 Mrd. Euro in die energetische Modernisierung investiert. Während der Energieverbrauch der Haushalte im Zeitraum von 1990 bis 2010 um insgesamt 31 Prozent zurückgegangen ist, stagniert er seit 2010 trotz der Investitionen und verharrt auf gleichbleibendem Niveau. Seit 10 Jahren führen also die massiven Investitionen in steigende Effizienz von neuen und bestehenden Wohnungen nicht zu der gewünschten Energieeinsparung. Deshalb fordert die Wohnungswirtschaft in der Klimapolitik einen Deutschland-Plan für klimaschonendes und bezahlbares Wohnen: mehr energetische Sanierung ohne höhere Mindeststandards und mit mehr dezentraler und leitungsgebundener CO2-freier Energie sowie digitaler Sicherstellung tatsächlicher Effizienz.
Die Wohnungswirtschaft fordert deshalb, moderne Quartierskonzepte unter Einbezug von Wasserstofferzeugung, Abwärmenutzung der Elektrolyse und lokaler Wasserstoffnutzung weiter intensiv zu beforschen. Die nationalen rechtlichen Rahmenbedingungen dafür müssen anhand der Erkenntnisse der Projekte laufend verbessert werden.
Es sollte auch jede Form der Wasserstoff-Herstellung, die keine Treibhausgase in die Atmosphäre entlässt, genutzt werden, lediglich grauer Wasserstoff ist auszuschließen, bei dessen Herstellung CO2 in die Atmosphäre entlassen wird. Um den Markthochlauf zu unterstützen, sollte eine Beimischung von Wasserstoff ins Erdgasnetz gefördert werden.
Pressemitteilung der Initiative „Zukunft Gas“ & Studie zum Download
GdW Positionspapier zu Wasserstoffnutzung in der Wohnungswirtschaft