Genossenschaftsidee ist Immaterielles Kulturerbe der Menschheit
Berlin, 30. November 2016. Die Genossenschaftsidee wird in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Diese Entscheidung hat das Internationale Komitee zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO heute in Addis Abeba bekannt gegeben. Die „Idee und Praxis der Organisation von gemeinsamen Interessen in Genossenschaften“ war im März 2015 als erste deutsche Nominierung zur Repräsentativen Liste eingereicht worden.
„Gemeinsam handeln, mehr erreichen: Das ist die starke Botschaft der Genossenschaften weltweit. Wir freuen uns sehr, dass die UNESCO diese traditionsreiche und zugleich so moderne Idee der genossenschaftlichen Kooperation würdigt“, sagt Dr. Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender des DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V.
„Die Aufnahme der Genossenschaftsidee mit ihrer über 100jährigen Tradition in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes unterstreicht, wie wichtig ihre Prinzipien damals wie heute sind“, erklärt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
Weltweit sind rund 800 Millionen Menschen in Genossenschaften organisiert. In Deutschland vereinen die fast 8.000 Genossenschaften mehr als 22 Millionen Mitglieder. Seit mehr als 160 Jahren sind Genossenschaften im Finanzwesen, in der Landwirtschaft, in Handel und Gewerbe oder im Wohnungsbau erfolgreich. „Aber auch für aktuelle Herausforderungen wie eine bürgernahe Energiewende, ein menschenwürdiges Wohnen im Alter, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Nahversorgung im ländlichen Raum bieten Genossenschaften innovative Antworten“, so Ott weiter.
Deutschland hat der weltweiten Genossenschaftsidee einen wichtigen Impuls gegeben. Der Wissenstransfer von deutschen Genossenschaften in andere Regionen der Welt hat eine lange Tradition. Auch zur Bekämpfung der weltweiten Armut und zum Erreichen der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen leisten Genossenschaften einen wichtigen Beitrag.
„Die heutige Entscheidung der UNESCO ist damit auch ein wichtiges Signal und eine große Anerkennung für die engagierte Arbeit der vielen Menschen, die überall auf der Welt in genossenschaftlichen Entwicklungsprojekten tätig sind“, resümiert Gedaschko.
„Voller Freude erhielten wir die Information der Entscheidung aus Addis Abeba und sehen die Anerkennung als Bestätigung für das, was wir schon immer gewusst haben – die Genossenschaftsidee ist weltweit bewährt und beweist eine ungebrochene Kraft. Ein sichtbarer Beweis sind die über 900.000 Genossenschaften in mehr als 100 Ländern mit über 800 Millionen Mitgliedern. Das sind mehr Mitglieder als beim Weltfußballverband FIFA, der mit 207 Mitgliedsverbänden ‚nur‘ 265 Millionen Mitglieder hat“, betonte auch Dr. Axel Viehweger, Vorstand der Deutschen Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und des GdW-Mitglieds „Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG)“, und freut sich besonders, dass das Engagement auch seitens des VSWG hinsichtlich der Bewerbung belohnt wird.
Die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit veranschaulicht die Vielfalt lebendiger kultureller Ausdrucksformen aus allen Weltregionen und stellt ein wichtiges Zeugnis menschlicher Kreativität dar. Die Aufnahme der Genossenschaftsidee soll zu einer größeren Sichtbarkeit und einem wachsenden Bewusstsein für ihre weltweite Bedeutung beitragen. Die Bewerbung haben die Deutsche Hermann Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e.V. und die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft e.V. gemeinsam auf den Weg gebracht.
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Der DGRV ist Spitzenverband und Prüfungsverband der genossenschaftlichen Gruppe, die mit 19,6 Mio. Mitgliedern in 5.700 Genossenschaften die bei weitem mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Deutschland ist. Diese Mitteilung steht im Pressebereich auf www.dgrv.de zur Verfügung.
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.