Sie stehen für bezahlbare Mieten, Sicherheit und viel Tradition: Wohnungsgenossenschaften. Sie gehen aber auch innovative Wege, indem sie ihre Mitglieder bereits bei der Planung von Neubauten stark einbeziehen. Bei dem Projekt wagnisWEST kann man erleben, wie aus diesem Ansatz auch eine Gemeinschaft entsteht.
Die eigenen vier Wände und das Wohnumfeld selbst planen und grundlegend gestalten: Besitzer von Eigenheimen und Eigentumswohnungen können das. Aber auch Mieter? In Freiham am Stadtrand von München haben auch sie diese Möglichkeiten. Wo sich vor wenigen Jahren noch Ackerland befand, sind im Rahmen des Projekts wagnisWEST 134 Genossenschaftswohnungen entstanden – zu fairen Preisen und mit partizipativem Ansatz.
Dafür taten sich die noch junge Genossenschaft wagnis und die traditionsreiche Wohnungsgenossenschaft München-West zusammen. „Es lag auf der Hand, auch mal zusammen ein Projekt zu machen, bei dem man von vielen Dingen gemeinsam profitieren kann“, sagt Thomas Schimmel, Vorstand der München-West. Die wagnis hat dabei viele partizipative Elemente in das Gemeinschaftsprojekt eingebracht, also „was es heißt, selbstorganisiert und selbstverwaltet zu leben und zu wohnen“, ergänzt Rut-Maria Gollan, Vorständin der wagnis.
Und wie sah die Mitbestimmung der Mieter dann konkret aus? Die Genossenschaftsmitglieder waren unter anderem an der Auswahl der Planer sowie an konzeptionellen und gestalterischen Entscheidungen beteiligt. „Es gab viele Treffen und Workshops“, berichtet Barbara Eckardt, eine der neuen Bewohnerinnen. „Wir haben mitgeplant, wir haben mitgestaltet, wir haben uns einfach mit ganz vielen Themen auseinandergesetzt.“
Gemeinsam anpacken
Doch die neuen Bewohner von München-Freiham konnten nicht nur mitbestimmen, sondern auch mit anpacken. „Wir haben am Anfang viel Eigenleistung erbracht und die Kellerabteile gebaut“, erzählt Günter Hermeler. „Das ist eine tolle Art, seine Nachbarn kennenzulernen, denn bei der Arbeit lernt man sich richtig kennen.“
Hermeler ist auch Pate des Musikraums, einem der vielen Gemeinschaftsräume hier. Daneben gibt es eine Werkstatt, die mit Werkzeug von Bewohnern ausgestattet ist, und einen Toberaum, in dem sich Eltern und ihre Kinder treffen und miteinander spielen können.
Lebendige Quartiere schaffen
Was mit wagnis+WEST entstanden ist, sei eine Mikrostadt, erklärt Florian Otto, Professor an der Universität Kassel und Partner des beteiligten Büros bauchplan Landschaftsarchitekten. Deshalb sei es auch wichtig, wie hier eine Art Stadtplatz zu schaffen, „auf dem sich die Bewohner treffen und Feste feiern können“. Er ist sich sicher: Wer sein Wohnumfeld mitgestalten durfte, wird sich auch später für seinen Stadtteil aktiv einsetzen.
Das Projekt wagnis+WEST zeigt, dass es den Wohnungsgenossenschaften und der Wohnungswirtschaft eben um mehr geht als die Bereitstellung von Wohnraum. Im Vordergrund kann auch eine innovative Stadtplanung stehen, die lebendige Quartiere schafft, in denen sich die Menschen wohlfühlen.
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