Neue Zensus-Zahlen: Deutschland wächst und braucht mehr bezahlbaren Wohnraum
Berlin – Das Statistische Bundesamt hat heute erste Ergebnisse des Zensus 2022 präsentiert. Danach ist die Bevölkerung Deutschlands seit dem letzten Zensus im Jahr 2011 um 2,5 Mio. Menschen gewachsen. Während das Statistische Bundesamt darauf hinweist, dass dies gut 1,4 Mio. weniger Menschen sind, als angenommen, weist die sozial orientierte Wohnungswirtschaft mit Nachdruck auf die infolge des Ukraine-Kriegs von starker Zuwanderung geprägten vergangenen beiden Jahre nach dem Stichtag der Zensus-Erhebung im Mai 2022 hin. Die Zahl der aus der Ukraine nach Deutschland geflüchteten Menschen hat sich seit Ende Februar 2022 versiebenfacht und die aktuelle Bevölkerungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung geht von einem Bevölkerungszuwachs von 800.000 Menschen bis 2045 aus.
Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:
„Deutschland wächst und braucht deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum. Wie die neuen Zensus-Zahlen zeigen, haben schon im Mai 2022 mit 82,7 Mio. insgesamt 2,5 Mio. mehr Menschen in unserem Land gelebt als noch 2011. Nur drei Monate vor dem Zensus-Stichtag hat Russland seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen – seitdem sind insgesamt rund 1,2 Mio. ukrainische Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Ihre Zahl hatte sich damit Ende Januar 2024 im Vergleich zu Ende Februar 2022 versiebenfacht. Wenn man sich gleichzeitig die demografische Entwicklung mit einer künftigen Überalterung Deutschlands und den immer weiter zunehmenden Fachkräftemangel vor Augen führt, ist eines vollkommen klar: Die Politik muss endlich einen Turbo für die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum in unseren Ballungsregionen zünden.
Der anhaltende Wohnungsmangel in den beliebten Großstädten führt dazu, dass immer weniger Menschen überhaupt noch eine Wohnung finden – geschweige denn eine bezahlbare. Wenn Deutschland wirtschaftlich und gesellschaftlich vorankommen und weiterhin ein starkes und erfolgreiches Land sein will, ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für die Mitte der Bevölkerung eine Grundvoraussetzung dafür. Bei den Rahmenbedingungen dafür hapert es aber an allen Ecken und Enden. Unsere sozial orientierten Wohnungsunternehmen können angesichts der enormen Baukostensteigerung um 42 Prozent in den vergangenen vier Jahren, des massiven Zinsanstiegs und der von der Politik abgeschafften Fördersystematik schlicht nicht mehr bauen.
Alle, die seit geraumer Zeit eine Wohnung haben, können sich glücklich schätzen. Denn, wie mit dem Zensus 2022 erstmalig ermittelt, haben 71 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland preisgünstige Mieten von unter 8 Euro nettokalt pro Quadratmeter und Monat. Die Durchschnittsmiete in Deutschland liegt bei günstigen 7,28 Euro, bei unseren sozial orientierten Wohnungsunternehmen lag sie 2022 mit 6,25 Euro sogar noch deutlich darunter. Jedoch wird die verzweifelte Situation vieler Wohnungssuchender von der Politik teils vollkommen missachtet, wenn sie bei weitem nicht genug für den bezahlbaren Wohnungsbau tut. Damit ist auch der Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr, wenn die notwendigen Fachkräfte schlicht keinen Wohnraum finden.
Es ist 10 nach 12 in Deutschland: Die Bundesregierung muss den bezahlbaren Wohnungsbau mit einem breit angelegten Zinsprogramm endlich wieder in Gang bringen. Eine Zinssubvention auf ein Prozent wäre für den Staat auch noch kostenneutral, weil die dann angekurbelte Baukonjunktur die notwendigen Steuereinnahmen einbringen würde. Wir brauchen Wachstum statt Stillstand in Deutschland. Und dazu gehört auch ein deutliches Wachstum beim bezahlbaren Wohnraum.“
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.