Bezahlbares und soziales Wohnen: Regierung muss umsteuern und eine tiefe Wohn- und Baukrise verhindern
Berlin – Heute wurde in Berlin die Studie „Bauen und Wohnen in der Krise“ des Hannoveraner Pestel-Instituts und des Kieler Bauforschungsinstituts ARGE vorgestellt. Die Studie beschreibt eine dramatische Situation auf dem Bau- und Wohnungsmarkt: Der Wohnungsmangel in Deutschland ist laut dem Gutachten so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Bundesweit habe das Wohnungsdefizit zum Jahresende 2022 die Größe von rund 700.000 Wohnungen erreicht.
Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:
„Beim bezahlbaren Wohnen und insbesondere mit Blick auf Sozialwohnungen steht Deutschland vor einem unglaublichen Drama für Wohnungssuchende. Der Wohnungsmangel wächst unaufhörlich, gleichzeitig brechen die Wohnungsbauzahlen ein. Die Regierung muss umgehend handeln, damit die Wohnungssuchenden und unser ganzes Land nicht in eine tiefe und jahrelange Wohn- und Baukrise schlittern.
Aktuell stehen die Zeichen für bezahlbaren Neubau denkbar schlecht: Zur Energiekrise kommen Materialknappheit, Lieferkettenprobleme, eine Kostenexplosion für das Material, ein extremer Zinsanstieg und desaströse Förderbedingungen hinzu. Es ist keine Planbarkeit mehr für Bauwillige gegeben, das Fördervolumen ist deutlich gesunken und die Anforderungen werden immer weiter und teils deutlich verschärft – wie erneut kürzlich über den Jahreswechsel ohne Ankündigung geschehen. Eine solch rasante Verschlechterung der Bedingungen hat es noch nie in der jüngeren Geschichte gegeben.
Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum wird aber weiter ansteigen, auch weil wir in den kommenden Jahren angesichts des Arbeits- und Fachkräftemangels einen massiven Schub an Zuwanderung brauchen. Und diese Menschen benötigen attraktive Lebensmöglichkeiten. Sonst kommen sie erst gar nicht. Aber nur mit zusätzlichen qualifizierten Arbeitskräften werden wir unseren starken Wirtschaftsstandort Deutschland erhalten können. Und damit auch einen Staat, der die vielen sozialen Leistungen finanzieren kann.
Bezahlbarer Wohnraum ist gefordert – deshalb muss er auch ausreichend und vor allem verlässlich gefördert werden. Es müssen mehr Sozialwohnungen geschaffen werden. Der soziale Wohnungsbau in Deutschland wurde von der Politik über Jahre vernachlässigt. Aber gerade auch für ‚Normalverdiener‘ wächst eine beängstigende Versorgungslücke. Denn Bauen ist mittlerweile so teuer geworden, dass sich selbst relativ gutverdienende Menschen keine Neubauwohnung mehr leisten können. Besonders hier ist dringlichst die Kreativität der Regierung und auch ihre finanzielle Unterstützung gefordert.
Der Staat muss sein Engagement für den bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau sofort und dauerhaft deutlich verstärken. Die Grundidee eines bundesweiten Sonderfonds für den sozialen Wohnungsbau ist deshalb zu begrüßen. Und für bezahlbaren Wohnraum generell gilt: Angesichts der riesigen gesellschaftlichen Herausforderungen kann das bezahlbare Wohnen für die Mitte der Gesellschaft nur mit einer auskömmlichen und verlässlichen Neubauförderung gesichert werden. Hier muss die Regierung schleunigst umsteuern.“
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.