Baugenehmigungen: Monatliches Trauerspiel geht weiter
Berlin – Erneut wurden in Deutschland weniger neue Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte, gingen die Baugenehmigungen im Mai 2024 um 24,2 Prozent oder 5.700 Einheiten gegenüber Mai 2023 zurück. Im Vergleich zum Mai 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,9 Prozent oder 13.900 Wohnungen.
Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:
„Die Situation beim Wohnungsbau ist ein Trauerspiel ohne Ende. Monat für Monat verkündet das Statistische Bundesamt weitere, immer tiefere Abstürze der Baugenehmigungszahlen. Von politischer Seite passiert viel zu wenig, um dem entgegenzuwirken. Das ist ein sehr schlechtes Zeichen für das bezahlbare Wohnen von morgen, denn die fehlenden Baugenehmigungen von heute sind die nicht stattfindenden Baufertigstellungen der Zukunft.
Pro Jahr müssten für die wachsende Bevölkerung in Deutschland eigentlich 160.000 neue bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen gebaut werden. Im vergangenen Jahr wurde von diesem Ziel nur leicht über die Hälfte geschafft, beim sozialen Wohnungsbau sogar nur erschreckende 23 Prozent der eigentlich notwendigen 100.000 Einheiten. Dieses und kommendes Jahr wird die Bilanz wohl noch deutlich schlechter aussehen. Von unseren sozial orientierten Wohnungsunternehmen berichten in einer aktuellen Umfrage zwei Drittel, dass sie in diesem Jahr gar keine neuen Wohnungen bauen können. 2025 werden es sogar 70 Prozent sein, die nicht bauen können.
Die Politik muss alles dafür tun, dass es bei den monatlichen Baugenehmigungen und beim Wohnungsbau insgesamt nicht länger heißt: Schlimmer geht’s immer. Leider reichen die bisherigen politischen Bemühungen aber absolut nicht aus. Die im Bundeshaushalt 2025 eingeplanten insgesamt zwei Milliarden Euro für das Programm ‚Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment‘ sind ein kleiner positiver Schritt. Nach langem Warten ist jetzt Tempo gefragt. Das Bundesbauministerium muss schnell Wege finden, damit dass KNN-Programm endlich an den Start gehen kann. Es wird damit aber weiterhin auch der Effizienzhaus-40-Standard gefördert, der das Bauen deutlich verteuert. Wenn Bauen bezahlbar sein soll, darf keine weitere Verschärfung über den EH-55-Standard hinaus erfolgen. Denn wir brauchen möglichst viele neue bezahlbare Wohnungen und nicht weniger teure.
Die Verstetigung der Städtebauförderung auf 790 Mio. Euro ist ein weiteres positives Zeichen im nächsten Haushalt. Bei der sozialen Wohnraumförderung sieht es aber leider anders aus: Hier spricht die Regierung von einer Mittelerhöhung auf über 21 Mrd. Euro. In Wahrheit wird bei dieser ‚neuen‘ Summe aber mit 2028 einfach nur ein zusätzliches Jahr hinten angerechnet. Pro Jahr erhöht sich die Summe nicht. Und bei 2028 geht es um das Ende der nächsten Legislaturperiode, möglicherweise unter einer ganz anderen Regierung.
Um der anhaltenden Krise im Wohnungsbau endlich entgegenzuwirken, brauchen wir an erster Stelle ein breit angelegtes Zinsprogramm für den bezahlbaren Wohnungsbau. Ein Zinssatz von einem Prozent könnte die Bautätigkeit enorm ankurbeln. Die daraus entstehenden Steuereinnahmen für den Staat gleichen die Kosten der Zinssubvention wiederum aus. In Kombination mit der günstigeren seriellen und modularen Bauweise können Wohnungsunternehmen dann auch bezahlbare Mieten von 12 Euro pro Quadratmeter garantieren. Zudem müssen für das einfachere und kostengünstigere Bauen mithilfe des Gebäudetyp E jetzt schnell die richtigen Weichen gestellt werden – auch hier ist Tempo gefragt!“
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.